Schatzsucher

Nikolaus Graf von Sandizell

Sandizell/Portugal/Indonesien

 

Persönliche Notizen von Eva Leopoldi

 

Besuch beim Grafen Nikolaus von Sandizell - Wiederentdecker, Erforscher, Schatzsucher, Unternehmer.

 

Ich war schon ein bisserl angespannt, dass wir einen Grafen interviewen und fotografieren durften. Aber schon bei der Begrüßung wurde klar, dass hier kein versnobter Adeliger, sondern wieder einmal eine supernette bemerkenswerte Persönlichkeit zu unserem Projekt gestoßen war. Wir haben uns in einem der wundervollen privaten Zimmer des Schlosses Sandizell unterhalten und es war ein sehr entspanntes, hochinteressantes Gespräch.

 

Graf von Sandizell hat 1995 seinen Job an den Nagel gehängt und ist Schatzsucher geworden, bzw. hat das Bergungsunternehmen Arqueonautas Worldwide aufgebaut. Warum er seinen Job als gutbezahlter Manager bei MAN aufgegeben hat, wird in den meisten Interviews immer damit erklärt, dass Nikolaus von Sandizell neue Herausforderungen gesucht hat. Uns hat er aber gleich am Anfang verraten, dass er wahrscheinlich Schatzsucher geworden ist, damit er keine Krawatten mehr tragen muss....

 

In erster Linie sieht er sich als Wiederentdecker und Bewahrer alter Kulturgüter. Er möchte nicht nur die Schätze bergen, Gold und Reichtum interessieren ihn nicht, erzählt er. Aber durch die wissenschaftliche Arbeit, die er auch leistet, werden diese alten Schiffe und ihre Geschichte wieder zum Leben erweckt. Und genau das sei das Großartige an seiner Arbeit als moderner Schatzsucher.

 

Natürlich sind solche Expeditionen und Bergungen unheimlich teuer und deshalb ist sein Unternehmen auch ein kommerzielles, d.h. alle einmaligen Funde kommen in die Museen und nur ein Teil der repetitiven Schiffswrackladung wird verkauft. Ein erfolgreicher Schatzsucher zu sein, hat mit Romanfiguren recht wenig gemeinsam. Die Leidenschaft und die Passion, ja, die gehören unbedingt dazu, aber man muss auch organisatorisches, marktwirtschaftliches und teamfähiges Denken mitbringen. Nikolaus hat uns erzählt, dass er erst sein Unternehmen gegründet hat, nachdem er 1 Jahr lang intensive Recherche betrieben hat und vor allem auch gescheiterte Expeditionen analysiert hat. Dabei wurde ihm klar, dass Schatzsuche nur im Team funktioniert: Man braucht Experten aus 7 Bereichen - Archivrecherche, Finanzierung, Dokumentation und Konservierung der Funde, Suche und Bergung, Verhandlungsführer mit den Regierungen und natürlich auch die Vermarktung.

 

Und wie man sieht, geht sein Konzept auf. Arqueonautas hat schon viele großartige Erfolge und Bergungen zu vermelden. Momentan arbeitet Graf von Sandizell an einem wunderbaren Projekt, bei dem es um die Bergung der Fracht eines Schiffes aus der Kaiser-Wanli-Zeit geht. Ich bin fasziniert von dieser Begeisterung, die seine Erzählungen ausstrahlen.

 

Bei der Frage, ob er auch als Jugendlicher schon "ein Suchender" gewesen ist, muss der Graf ein wenig überlegen. Geschichtlich interessiert sei er schon immer gewesen und er war von klein an ein glühender Verehrer des Meeresforschers Hans Hass. Er hatte auch ein Herbarium mit mehreren 100 Exemplaren und arbeitete schon als 12-jähriger mit einem Turmfalken. Das war alles, was ihn ein wenig von den Anderen unterschied. Schon früh hat er dann für MAN erfolgreich im Ausland gearbeitet.

 

Und dann, im Alter von 36 hat er sich doch entschlossen, einem Traum zu folgen. Und er bereut keinen Tag. Das Schönste an seinem Beruf ist laut Nikolaus, ein unberührtes Wrack zu finden. Dämliche Aussagen über seinen Beruf, die diesen in schlechtes Licht rücken, ärgern ihn maßlos.

 

Aber am meisten Nerven kosten unseren modernen Schatzsucher die Verhandlungen mit der UNESCO. Die Organisation bevorzugt es nämlich, Funde "in situ" zu belassen, d.h. die Unesco meint, es wäre natürlicher, wenn diese Wracks und ihre Schätze vor Ort, so wie sie gefunden werden, katalogisiert, benannt und geschützt werden. Graf von Sandizell hat uns aber erklärt, dass das vielleicht innerhalb der EU funktionieren kann, aber nicht in Ländern, wie z.B. Indonesien oder Mozambique. Sowohl Schatzräuber, die alles kaputt machen, weil sie nur am eigentlichen Schatz interessiert sind, als auch die furchtbare Schleppnetz-Fischerei, die alles, nicht nur die Natur, sondern auch die Wracks einfach niederwalzt, haben schon jetzt dazu geführt, dass beispielsweise in Indonesien schon 19 von 20 Schiffswracks zerstört wurden. Es ist wohl schlichtweg unmöglich, dort die Funde "in situ" zu belassen, weil sie nicht geschützt werden können. Dieses Wissen den Bürokraten der Unesco zu vermitteln ist ihm ein großes Anliegen.

 

Ich habe großen Respekt vor diesem Mann, der mit so viel Einsatz und Leidenschaft seinen Traum lebt, ein Traum, der zwar gut durchdacht, aber trotzdem nicht einfach ist. Schatzsucher sein kann man nur mit Leib und Seele, es ist kein "8 to 5 Job", aber Graf von Sandizell strahlt so viel positive Energie aus, dass man spürt, es war die richtige Entscheidung für ihn. Manfred und ich waren sehr glücklich, wieder einmal einen Menschen kennengelernt zu haben, der einen alternativen Lebensweg eingeschlagen hat und damit glücklich wurde. 

 

Im Gespräch mit dem äußerst symphatischen Schatzsucher.


Der Schatzsucher und die Meerjungfrau in der Schneeglaskugel
Der Schatzsucher und die Meerjungfrau in der Schneeglaskugel

 

Das war dann doch mal wieder wirklich ein riesen Spaß. Szenenbild entworfen, gesägt, gemalert, aufgebaut, Schneekanone gebastelt und dann unsere Meerjungfrau in dem Aufbau platziert und durchs Bullauge fotografiert.

Grundlage unserer Idee war eine Schneeglaskugel. In unserer Fantasie betrachtet ein Schatzsucher durch ein Bullauge den erträumten Goldschatz.

Träumt er oder ist es Wirklichkeit? Vor ihm schwimmt eine Meerjungfrau und bewacht seinen Goldschatz. Woher nur kommt ihm diese Szene nur so bekannt vor? Hatte er nicht schon als Junge voller Faszination in die Glaskugel seiner Schwester geblickt und sie immer wieder umgedreht um ein Schneetreiben in der Kugel auszulösen. War da nicht auch eine Meerjungfrau und ein Goldschatz in der Glaskugel? Und warum war er nochmal Schatzsucher geworden?

Es sind jetzt 275 Tage auf See und noch immer keine Sichtung eines Schiffwracks. 4 Stunden on and off täglich ist nicht viel Schlaf, da träumt man schon mal dummes Zeug....



Literarische Bearbeitung des Schatzsuchers

Autorin: Susanne Pavlovic

 

Vergessene Räume

 

Kurz bevor die Wand sich auf mich herabsenkte, dachte ich noch:

... oh.

Das war alles. Zu mehr war auch keine Zeit. Die Wand verschlang meine Füße und legte sich als schwere, kalte Last auf meine Beine, presste meine Kniescheiben gegen Sehnen und Muskeln und kam dann zum Halt, nicht ohne mir ein paar spitze Gesteinsbrocken durch die Jeans in den Oberschenkel zu rammen.

Dann rumpelte es ein letztes Mal über meinem Kopf, und ich saß im Dunkeln.

Probeweise bewegte ich meine Füße. Dass ich noch mit den Zehen wackeln konnte, bewertete ich als gutes Zeichen.

Hatte ich meine Lieblingsburg kaputtgemacht? Würde sie mich nun zur Strafe verdauen, bis in ein paar Dutzend Jahren nichts als meine blassen Knochen gefunden würden?

Korrigiere. Meine bräunlich verfärbten, vermoderten Knochen. Blass wurden Knochen nur, wenn sie UV-Strahlung ausgesetzt waren, und zumindest davor war ich hier unten völlig sicher.

Ich versuchte, meine Beine unter dem Haufen von Schutt herauszuziehen, doch die Burg hielt mich unerbittlich in ihrem Griff. Panik stieg in mir auf, und ich atmete ruhig und tief dagegen an. Ich neigte nicht zu Ängsten in geschlossenen Räumen; ich hatte allerdings auch noch nie eine halbe Burg auf den Beinen gehabt.

Im Dunkeln betastete ich die Geröllstücke, die auf meinen Beinen lagen. Es war eine Menge Erde und Sand dazwischen. Als ich zu graben begann, rutschte von oben neues Material nach.

Mit all meiner Kraft stemmte ich mich gegen einen großen Steinbrocken und wälzte ihn von meinem Oberschenkel. Ich konnte von Glück reden, dass er mir nicht die Kniescheibe zertrümmert hatte.

Ein leises Plätschern erinnerte mich daran, dass ich schon seit geraumer Zeit aufs Klo musste. Solange ich noch oben gewesen war, hatte ich keine Zeit mit solchen niederen Bedürfnissen verschwenden wollen - ich war viel zu elektrisiert von dem Gedanken gewesen, endlich den Brunnen der Burganlage zu finden, nach dem Archäologen schon seit Dekaden suchten.

Ein Plätschern?

Oh, verd...

 

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Audio-Datei


"Ein Schatz! Glück? Oder doch nicht...?"
"Ein Schatz! Glück? Oder doch nicht...?"